Verstehen zu verstehen in Zürich

Mancher treuer Strohbuab muss nach Bregenz heuer gehn,
Um dortselbst zu leben, ja das müsst ihr schon verstehn.
Denn es kommt der Nachwuchs jetzt schon, freudig und galant,
Hat ja schon ein kleines Köpfchen und auch Fuß und Hand.

Darum fordern wir auch mit aller Kraft:
Fortbestand unserer Philosophenschaft!
Wer von der Physik zu beeinflusst ist,
Der ist halbat schon ein Marxist.

„Sagns, Frau Blaschke, wissens das schon, Himmelsapperlott,
Dass der Kreis der Strohbuaba seit dieser Nachricht tot?!
Noch denselben Mittag war er quietschvergnügt und frisch,
Und sechs Stunden später habns schon gschriebn den Totenwisch!“

„Is ja gar net wahr, wo habns das denn ghert?
Den hat wer wissentlich fälschlich tot erklärt.
Hab heut in der Luft selbst ihn gspürt sogar,
Der wird leben noch fünfzig Jahr!“

>Chandler Isle<


Ich versteh kein Wort,
Ach, ich bin verwirrt!
An welchen sonderbaren Ort
Hab’ ich mich bloß verirrt?

Sie biegen ihre Zungen,
Krachen in den Kehlen!
Pressen aus den Lungen
Worte, die im Duden fehlen.

Was sie auch immer sagen,
Es wirkt auf mich konfus.
Auch wenn sie schließlich fragen:
„Chunsch druus?“

>.DATENTANK<


Als der Ludwig aus Wien einst ging,
So erzählt man’s zumindest über ihn,
Des Morgens in ein nobles Café
Nebst der Promenad’ am Zürisee.
Dort bestellt er gleich ein Frühstück sich
Und wendet sich an den Kellner folgentlich:
„Herr Ober, bitt’schön bringen’S ma
A Kipferl oder zwa
A Melange und a Marmelad;
Powidl oder wås er gråd håt!“
Der Serveur schaut ihn an ganz verdutzt,
Fühlt sich in seiner Ehr’ beschmutzt:
„Was wettet Sie ha? Ich verstand Sie nöd.
A Bstellig ufgeh, für das sind Sie wohl z’blöd!“
Der Ludwig, hungrig und ganz pikiert,
Hat von den Worten nichts kapiert.
Er zieht sich in das welsche Genf zurück,
Wo man die Leut’ versteht, zum Glück!

>Louis de Renard<