Ich öffnete den Duschvorhang und sah

GEDANKEN AUS DER PANDEMIE

Ich öffnete den Duschvorhang und sah
Den eingeseiften David Alaba.
Wie er den Weg in meine Dusche fand,
Das war mir damals gänzlich unbekannt.
So rief ich starr vor Schock und ganz perplex:
„LEG BLOSS MEINE SEIFE WEG!“
Erschrocken tat er rasch, wie ich befahl
Und stand reglos nun im Wasserstrahl.
Ich sah den Kerl und dass er sichtlich fror
Und reichte ihm vom warmen Heizungsrohr
Ein Badelaken, das er gierig nahm,
Verdeckt’ er damit eilig seine Scham.
Als nächstes griff ich dann zum Lockenfön
Und fönte sorgsam seine Locken schön.
Nun als er schließlich wieder sauber war,
Ergriff das Wort der Wiener Fußballstar:
Ich danke dir für deine Gastfreundschaft.
Nur Liebe schenkt in dieser Zeit noch Kraft.

>.DATENDANK<


Ich öffnete den Duschvorhang
Und sah mich lang im Spiegel an.
Da war dann doch recht viel von mir
Ein Röllchen da, ein Röllchen hier.

Dann plötzlich ging die Klingel an
– Juhuu! Endlich! Der Pizzamann!
Dazu noch Gnocchi und ein Bier,
Ja, dieses Leben lob ich mir!

>Chandler Isle<


Ich entblöße mich gerne vor Fremden, ei.
Immer wieder überkommt mich diese Lust,
dann schlüpfe ich in ‘nen Umhang, lendenfrei,
und gehe hinaus an die frische Luft.

Nacht und Nebel sind für Lappen,
ich mach’s untertags prekär
und zeig’ meinen Schlappen,
am Liebsten allen Leuten her.

Die großen Opferaugen geben mir wohl recht
ein jeder jauchzt begeistert, über mein Gemächt.
Der Aufwand lohnt, lang ist die Lauer,
die Exhibition selbst nur von kurzer Dauer.

Manchmal peitscht die Geilheit mich,
und ich brauche ein Alternativgewand,
So auch letztes Mal, als sich
nur ein Duschvorhang als Hülle fand.

So schlich ich meinen Weg entlang,
der nahe Spielplatz war mein Ziel,
kaum auszuhalten war der Drang,
der mich unterwegs befiel.

Hindurch die Büsche kam ich Späher,
den Kindern auf dem Platze näher,
hektisch preschte ich nach vor
und nahm den letzten großen Satz.

Ich öffnete den Duschvorhang und sah,
dass da niemand war.

Quarantäne.

>Walter Schmidt-Walde<


Sprachkunstsaga

Heut’ tret’ ich vor den Duschvorhäng
Und werde Teil der Poet-Gäng
Ich rhyme den Rhyme wie Friedrich Schiller
Man nennt mich Gaunz den Versekiller
Ich create dann fresh im Gangster-Slang
Ärgste crazy Tracks, ihr Chiller
Wie ich an der Nadel häng’
Oder Vollkornnudeln klau’ im Billa

Um die Curiosity zu stoppen
Werd’ ich ein Example droppen:

Früher dampfte man die Dampfmaschin’
Bis der Tabakdampf erschien
Doch heute vapet der Vaporizer
Bis der Vaper wird ganz heiser
Bevorzugst du nun die Vapemaschin’
Oder doch den Dampforizer
Hauptsach’ doch das Nikotin
Fährt hinein wie Tranquilizer

Ist es schon too much des Guten?
Wollt ihr meine Rede muten?
Einen hab ich noch auf Lager
Strophe drei der Sprachkunstsaga:

Nicht nur im Dichten bin ich King
Auch im Social Distancing
Schon als Grundschul-Kid ein Loner
Und das nicht erst seit Corona
Statt Gangster-Boss in Ottakring
Bin ich lieber Reih’nhaus-Owner
Statt Disco-Beats und DJ-ing
Hör ich The Knack mit My Sharona

Wenn euch gefiel die Dichtung
Gebt ein Like in meine Richtung
Geht auf mein’ YouTube-Account
Hört dort freshe Tracks und staunt.

>Louis de Renard<